STREETBOY
Merry Christmas

Wie in jedem Jahr wollen Dave und Claudia eine gute Tat zu Weihnachten vollbringen. Claudia bekommt die Aufgabe, sich mit ihrer Mutter zu versöhnen, und Dave soll seinen ehemals besten Freund Lucas aus der Gosse holen. Daves Vorhaben scheint allerdings alles andere als leicht, denn der Straßenjunge scheint sich überhaupt nicht retten lassen zu wollen.

STREETBOY: Merry Christmas

"Jedes Jahr, kurz vor Weihnachten, wird einem bewusst, wie gut wir es doch haben. Wenn uns kalt ist ziehen wir den Schal enger, kuscheln uns noch etwas mehr in den Mantel oder die dicke Daunenjacke. Die Mütze hält unseren Kopf warm und eigentlich sind wir nie lange genug in der Kälte unterwegs. Und zu Hause machen wir die Heizung an, trinken einen warmen Tee und genießen die Vorweihnachtszeit. Das es aber auch anders sein kann, erkennen wir oft erst zu spät. Dabei reicht es manchmal nur aus, wenn wir genauer hinsehen. Uns Zeit nehmen und an die Denken, die es nicht so gut haben. Zu hinterfragen, warum jemand in einer solchen Situation ist und Obdachlos wurde. Oft denken wir nicht weit genug, sehen nicht über den Tellerrand. Dabei sollten wir. Schließlich kann es jeden treffen ..."

(Leserin auf Amazon)

Fakten & Daten:

- geschrieben: November 2014 
- Erstveröffentlichung: November 2014
- Korrektorat: L. Franke
- Preis: 3,49 Euro (E-Book)



Realitätsgetreu

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Biografisch

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Fiktion

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Sex

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Gefühle / Liebe

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   Wortlos sah Dave seiner besten Freundin Claudia in die Augen. Sie standen nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit wie zwei Statuen in dem gigantischen Kaufhaus und schwiegen sich an. Doch dann konnte Dave sich nicht länger zurückhalten: „Vergiss es!“
   „Warum denn nicht?“, fragte Claudia mit einem Schulterzucken. „Es wäre doch die Möglichkeit, in den Himmel zu kommen.“
   Dave rollte die Augen und schaute sie genervt an. „Seit wann bist du zu den Gläubigen übergewechselt?“
   „Ähm … Spielt ja auch keine Rolle. Ich wette mit dir, dass du es nicht schaffen wirst.“ Claudia wusste, dass Dave solche Äußerungen nicht ausstehen konnte.   Er wollte schließlich in allem immer der Beste sein. Und sie konnte in seinen Augen lesen, dass er nachgeben würde. Sie bräuchte nur noch ein paar schlagende Argumente, um ihn überreden zu können. „Wie lange machen wir das jetzt schon?“
   „Zehn Jahre“, antwortete Dave angestrengt. „Aber das kannst du nun wirklich nicht von mir verlangen.“
   „Seit zehn Jahren machen wir zur Weihnachtszeit das Gleiche: Eine gute Tat vollbringen, und dies wäre jetzt deine Aufgabe für dieses Jahr.“
   Dave schüttelte den Kopf. „Findest du nicht, dass es einfach unmöglich ist?“
   „Seit wann ist für dich etwas unmöglich?“
   „Ich meine, wir haben viel Gutes getan, aber ich kann kein Wunder vollbringen. Ich bin kein Zauberer!“
   „Nein, aber du bist Dave! Und soweit ich weiß, hat Dave noch nie etwas nicht gekonnt.“
   Dave atmete tief durch und wagte einen Blick über die Schulter. „Wenn ich das mache, dann wirst du dieses Jahr das Fest mit deiner Mutter verbringen.“
   Claudia gab ein lautes und abfälliges „Ha!“ von sich. „Von wegen!“ Sie zeigte ihm den Vogel. „Wer bin ich denn?“
   „Claudia“, erwiderte er mit einem kleinen gemeinen Lächeln. „Wenn ich das da“, er zeigte mit dem Finger auf jemanden, „tun soll, dann wirst du mit deiner Mutter ein fröhliches und tolles Weihnachten verbringen. Ihr werdet gemeinsam die Wohnung schmücken, Plätzchen backen und euch Geschenke machen.“
   „Niemals.“
   „Und als Beweis dafür lieferst du mir ein Videotagebuch ab. Deal?“ Er streckte ihr die Hand entgegen.
   Claudia zögerte. Sie hasste ihre Mutter und ihre Mutter hasste sie. Schon seit Jahren sahen sie sich nur noch, wenn sie sich zufällig über den Weg liefen.   „Da verlangst du echt viel von mir.“
   „Im Gegensatz zu mir, wirst du es ja wohl leicht haben. Also?“
   Claudia prustete. „Von mir aus.“ Sie gab ihm die Hand darauf. „Aber wehe, du versagst.“
   „Ich versage niemals“, meinte Dave selbstsicher.
   „Das werden wir ja noch sehen. Um welchen Einsatz spielen wir?“
   „Wer verliert, der wird nächstes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in einem Elfenkostüm die Kinder glücklich machen – jeden Tag.“
   „Ich und ein Elfenkostüm“, sagte Claudia abschätzig. „Darin sehe ich nicht aus wie eine Elfe, sondern wie ein Walross.“
   „Dann bekommst du eben noch eine Extraaufgabe: Abnehmen.“
   „Wenn es denn sein muss. Ich werde sowieso gewinnen.“
   „Was macht dich da so sicher?“, wollte Dave wissen.
   Claudia fasste Dave bei den Schultern und drehte ihn um. „Schau da!“, sagte sie und zeigte mit dem Finger auf eine Person. „Mein Vorhaben ist im Gegensatz zu deinem ein Kinderspiel.“ Sie kicherte.
   Dave schaute sich den jungen Kerl, der dort mit ein paar besoffenen Typen auf einer Bank saß, von Kopf bis Fuß an. Verdreckte Boots, eine zerfetzte Jeanshose, ein Pullover, der älter nicht hätte sein können, und eine Lederjacke, die zwar schick aussah, aber nicht zum Rest des katastrophalen Outfits passte.    „Oh Mann!“, seufzte Dave. „Wenn ich das schaffen sollte, dann will ich einen VIP-Platz im Himmel bekommen.“
   Claudia klopfte ihm auf den Rücken. „Ich wünsch dir viel Glück.“ Mit einem dreisten Kichern ging sie davon.
   „Glück ist das wenigste, was ich brauchen werde“, murmelte Dave und blickte erneut zu dem Typen mit dem kurzen, braunen Haar und dem Dreitagebart.
 
   1. Kapitel
 
 
   Dave verehrte Weihnachten. Es gab für ihn keine Zeit im Jahr, die so wundervoll war wie diese. Er liebte es, seine Wohnung zu schmücken, Veranstaltungen zu organisieren, anderen Menschen eine Freude zu bereiten und gute Taten zu vollbringen. Sein jetziges Vorhaben schien jedoch allein schon an der Vorstellung zu scheitern. Wie sollte er das nur anstellen?
 
                                                                         ♂♂
 
   Der erste Montag im Dezember und Dave hatte die Hände voller Tüten. Das hatte er aber auch schon an etlichen Tagen im November gehabt. Wenn Weihnachten vor der Tür stand, dann wurde er zum regelrechten Weihnachtsschreck. Wer nicht feiern wollte, der wurde mit solch bösen Blicken bestraft, dass er es sich schnell anders überlegte, und wer nicht das tat, was Dave verlangte, der wurde auch mal angemeckert – und schlimmer. Dave betrat den Friseursalon und stellte die Taschen ab. Das ewige Braun auf seinem Kopf war er leid. „Ich hätte gern ein paar Highlights“, sagte er nett, aber auffordernd zu der Friseuse. „Aber nicht zu viele. Nur ein paar.“

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